Minutenmedizin geht zulasten chronisch Hautkranker - Dermatologen erteilen der „offenen Sprechstunde“ eine Absage
BERLIN (Blu) – Die bundesweit rund 2.700 vertragsärztlich tätigen Hautärztinnen und Hautärzte haben Bundesgesundheitsminister Spahn eine Absage erteilt und werden keine „offene Sprechstunde“ anbieten. Nach intensiver Debatte hat der oberste Souverän des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD), die Delegiertenversammlung, entschieden, sich weder an der offenen Sprechstunde noch an der extrabudgetären Honorierung für die Behandlung von neuen Patienten beteiligen zu wollen.
„Sprechzeiten lassen sich nicht beliebig vermehren. Die populäre Initiative führt zu noch mehr Minutenmedizin“, so der Vorsitzende des BVDD, Dr. Klaus Strömer. Schon heute zähle die ambulante dermatologische Versorgung mit rund 21 Millionen Arzt-Patientenkontakten jährlich zu der am stärksten in Anspruch genommenen Facharztgruppe.
Es werde keinen einzigen zusätzlichen Termin geben. Vielmehr würden bisher fest vergebene Termine umgewidmet in offene Termine. „Ein zusätzliches Angebot für alle und jeden, mit welchen Hautproblemen auch immer, geht daher zulasten unserer chronisch Hautkranken, die häufige Arzttermine benötigen. Für sie stehen dann weniger Termine zur Verfügung als bislang“, so Dr. Strömer.
Nach der Verabschiedung des Gesetzes müssen nun Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und des GKV-Spitzenverbandes im Bewertungsausschuss festlegen, welche Facharztgruppen die offenen Sprechstunden anbieten sollen und welche Gruppen ein zusätzliches Honorar für Neupatienten erhalten.
„Fachgruppen und einzelne Ärzte, die sich an dieser Regulierung beteiligen, verkaufen für ein paar Silberlinge ihre bisherige Vorstellung von guter Patientenversorgung zugunsten einer staatlich gelenkten, populistisch orientierten Politik“, warnt der Verbandsvorsitzende.